Der Spargel schiesst, die Welt wird bunt….

Der Spargel schiesst, die Welt wird bunt….

Höchste Zeit für die AHV, sich auf die jährliche Spargelfahrt zu begeben! Dieses Jahr wieder möglich, luden Barbara Zahn und Viko Nußbaumer nach Kühlsheim in das Gasthaus „Zur Rose“ ein.

Kühlsheim? Sonst ging die Fahrt immer nach Osten ans Main-Dreieck, diesmal nach Westen. Bange Frage, gibt’s denn dort auch Spargel und einen Schoppen? Natürlich, der Ausflug bestens vorbereitet, Bus organisiert, Gasthaus  und vorher eine Führung  im Kloster Bronnbach im Taubertal  bestellt.

Ohne Kultur geht es nicht, die Führung frischte beinahe Vergessenes wieder auf: Die Zisterzienser siedelten dort vor fast tausend Jahren, abseits von Siedlungen, direkt am Wasser der Tauber, reichlich Wald und landwirtschaftlich nutzbare Flächen. Ein für die damalige Zeit gewaltiges Gotteshaus wurde errichtet, schlicht wie es den Regeln des Ordens entsprach die Ausstattung und der Turmreiter. 

Später wurde die Anlage von den Benediktinern übernommen und im 17. Jahrhundert entsprechend dem Zeitgeist barockisiert. Eindrucksvoll der große Kreuzgang. Eine köstliche Probe Riesling/Silvaner rundete die Führung ab.

Nach 20 Minuten Fahrt werden wir in Kühlsheim wieder mit erfrischendem Wein begrüßt, wunderbar, der Hunger hat sich längst eingestellt.

Gut gesättigt, lässt es sich unser Ehrenmitglied Hermann Nickel nicht nehmen, Gedichte aus seinem umfangreichen Fundus vorzutragen, zuerst das Spargelgedicht von 1997, aus dem die Überschrift dieses Artikels entlehnt ist. Einige bedeutende Zeilen seien doch wiedergegeben:

Seit allzeit heiter und vergnügt, treibt`s nur dabei nicht zu verrückt.

Denn manchem, der`s zu bunt getrieben, ist dann die Puste weggeblieben.

Wer hat´s erkannt? Der heutige Name der AHV wurde geboren!

Ein weiteres Gedicht aus dem Jahr  2013 folgte, das mit seiner Eindringlichkeit vorausschauend den Krieg in der Ukraine umschreibt. Warum ändert sich die Welt nicht?

Viel Beifall für unseren Senior, der am 1. 4. 2022 seinen 99. Geburtstag feierte.

Klaus Riedel, in der klassischen Literatur zu Hause, brache Faust zu Gehör.

Nicht zu vergessen unsere Helga Kraft, zweitältestes Clubmitglied nach Hermann, die ebenfalls mit Freude den Spargel genoss. 

Eine gelungene Veranstaltung bei schönstem Wetter mit bester Laune! Herzlichen Dank nochmals an Babs und Viko.

H.L.

Es schießt der Spargel.

Ach, wenn doch nur der Spargel schösse

und sonst nichts andres auf der Welt!

Wenn außerdem man wo beschlösse,

dass nur was schießt wird auch gestochen,

das Land hätt` gerne ich gewählt,

denn dort wär` Friede ausgebrochen.

Dies Land hätt´ ich so gern geortet!

Doch leider wird  wohin ich seh`

gequält, gepeinigt und gemordet

mit Hieb und Stich wie eh und jeh.

Zwar hört man überall versprechen,

dass alles besser werden sollt`,

doch Worte kann man so schnell brechen

und sagen: „So war´s nicht gewollt!“

Ach würde Spargel nur gestochen,

der Spargel, der nun ringsum sprießt,

würde nie mehr ein Wort gebrochen,

gäb´s  keinen mehr, der wieder schießt,

dann könnte sorglos man genießen

den  Spargel und dazu den Wein!

Es gäb` nicht Hauen, Stechen, Schießen.

Wie schön könnt` es auf Erden Sein!

Hermann Nickel, 2013.